Wettbewerb 2014
Bioenergie-Kommunen 2019
Bechstedt (Thüringen), Lathen (Niedersachsen) und Untermaßholderbach (Baden-Württemberg) sind die Bioenergiedörfer des Jahres 2014
Pünktlich zum Bewerbungsschluss am 15. Juni 2014 reichten die Bioenergiedörfer ihre Unterlagen bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) ein. Die FNR betreut den bundesweiten Wettbewerb des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Gesucht wurden außerordentliche Beispiele für dezentrale Energieversorgung in Kommunen. Das BMEL zeichnete drei besonders innovative Bioenergiedörfer aus, die die effiziente Nutzung von Bioenergie in hervorragender Weise mit regionaler Entwicklung verknüpfen, die Bevölkerung vor Ort in die Prozesse entscheidend einbinden und die Nutzung von Bioenergie aktiv in das Regionalmarketing integrieren. Letztendlich soll das Engagement der Bürgerinnen und Bürger vor Ort geehrt und die guten Beispiele der Öffentlichkeit präsentiert werden, um damit für regionale Energieversorgungskonzepte auf der Basis von Biomasse zu werben.
Die meisten Bioenergiedörfer haben sich aus Hessen, Baden-Württenberg und Bayern beworben, gefolgt von Niedersachsen und Thüringen. Dies ist nicht überraschend, denn in diesen Bundesländern verzeichnet die FNR auch die meiste Aktivitäten im Bereich der dezentralen erneuerbaren Energieversorgung.
Bechstedt (Thüringen)
In der waldreichen Umgebung des Thüringer Schiefergebirges liegt das Bioenergiedorf Bechstedt, hier leben 160 Einwohnern in 51 Haushalten. Ein Holzvergaser-BHKW (100 kW th, 45 kW el) und ein Biomasse-Heizkessel (400 kW th) versorgen 31 Haushalte und 4 öffentliche Gebäude mit Bioenergie (Strom und Wärme). Die Bürger waren von Anfang an in die Bioenergieprojekte involviert. Sie haben eine Genossenschaft gegründet, die heute Eigentümerin der Anlagen und des Wärmenetzes ist. Letzteres verlegten die Mitglieder komplett in Eigenregie. Mit der überschüssigen Wärme werden im Sommer die regionalen Holzhackschnitzel - die vorwiegend aus Landschaftspflegeholz stammen - getrocknet. Zukünftig soll auch regionales Erntegut wie Getreide und Heilkräuter getrocknet werden. Mit dem Bioenergiedorfgedanken wurde Bechstedt nicht nur touristisch aufgrund der zahlreichen Führungen aufgewertet: Die intakte Dorfgemeinschaft und die innovative, kostengünstige Bioenergie Versorgung sind wichtige Argumente für Menschen im Ort zu bleiben bzw. neue Mitbewohner zu gewinnen.
Lathen-Ortskern und Lathen-Wahn (Niedersachsen)
Mit insgesamt 2.605 Einwohnern in 893 Haushalten ist das niedersächsische Bioenergiedorf Lathen (Ortskern und Wahn) der größte der drei prämierten Orte. Insgesamt hat die Samtgemeinde Lathen 11.200 Einwohner. Bis 2025 möchte sie 70 % davon mit Wärme aus erneuerbaren Energien versorgen. Die Genossenschaft Emstal eG betreibt ein Holzheizkraftwerk (HHKW) mit ORC-Technologie (9 MW th, 1 MW el) sowie ein Nahwärmenetz, das kontinuierlich erweitert wird. Die Bürgerinnen und Bürger des Bioenergiedorfs sind als Genossen direkt an der Erzeugeranlage und an dem Nahwärmenetz beteiligt. Als Brennstoff setzen die Lathener regional erzeugte Holzhackschnitzel ein. Für die überschüssige Sommerwärme gibt es eine Trocknungsanlage für Holzhackschnitzel oder Kaminholz. Auffällig im Bioenergiedorf Lathen ist die hohe Anzahl angeschlossener öffentlicher Gebäude – 25 beziehen Biowärme von der Genossenschaft. Der Ort setzt aber nicht nur auf Bioenergie, sondern geht die Energiewende ganzheitlich an: Die Bürgerinnen und Bürger sind auch an Photovoltaik- und Windkraftanlagen beteiligt. Schließlich hat die Samtgemeinde ein Leitbild Energie und ein Klimaschutzkonzept entwickelt und strebt C02-Neutralität an.
Untermaßholderbach (Baden-Württemberg)
Das Bioenergiedorf Untermaßholderbach ist mit 100 Einwohnern in 25 Haushalten ein vergleichsweise kleines Bioenergiedorf. 2011 gründeten die Bewohner des am historischen Limes und in der Nähe der Kreisstadt Öhringen gelegenen Ortes eine GbR für den Betrieb einer Heizzentrale und eines Nahwärmenetzes. 23 Haushalte sind gleichberechtigte Teilhaber und an das Nahwärmenetz angeschlossen, die beiden nicht angeschlossenen Haushalte haben moderne Holzzentralheizungen. Die Wärme liefern eine Biogasanlage (350 kW el und 350 kW th) und ein Holzhackschnitzelkessel (200 kW th). Im Sommer trocknet die GbR mit der überschüssigen Biogaswärme regional erzeugte Hackschnitzel. Insgesamt deckt Untermaßholderbach seinen Wärmeverbrauch zu 100 % aus Biomasse. Gleichzeitig erzeugt das Dorf zwölfmal so viel Strom, wie es selbst verbraucht und trägt damit wesentlich zur regionalen Wertschöpfung bei. Die Akteure von Untermaßholderbach sind in zahlreichen Netzwerken, vor allem im Forschungs- und Wissenschaftsbereich aktiv. Auch die Landesgartenschau 2016 ist bereits auf das Bioenergiedorf aufmerksam geworden und will es in ihr Konzept integrieren.